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Eigenständige Jugendpolitik

„Das Reden über die Jugend“ – Welche Bedeutung haben Jugendbilder für eine jugendgerechte Gesellschaft?

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DIE „JUGENDGESELLSCHAFT“ IST VIELFÄLTIG

Um für eine jugendgerechtere Gesellschaft zu handeln und eine gemeinsame Haltung aller relevanten Akteure (z. B. Schule, Jugendhilfe, Politik, Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft) herzustellen, ist die Verbreitung realistischer Jugendbilder von großer Wichtigkeit. Denn „die“ Jugend gibt es nicht. Jugend ist vielmehr ebenso heterogen wie die Gesellschaft, deren Teil sie ist. Notwendig ist ein verständnisorientierter Dialog, eine grundsätzlich positive Haltung jungen Menschen gegenüber und vor allem: Vertrauen.

Nicht nur deshalb ist die Förderung einer möglichst vielfältigen Darstellung und Wahrnehmung von Jugendlichen eine wesentliche Facette der Jugendstrategie. Die Eigenständige Jugendpolitik steht – als Grundlage der Jugendstrategie –für ein positives Image von Jugend.

Die Koordinierungsstelle „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“ hat im Sommer 2016 zwei Expertisen beauftragt, um mehr über Jugendbilder in den Medien und in der Politik zu erfahren, und sie hat Ende letzten Jahres einen Jugendworkshop durchgeführt. Darüber hinaus hat das Beteiligungsprojekt Ichmache>Politik|Demografie in diesem Jahr eine Onlinebeteiligungsrunde organisiert und Meinungen über das Image von Jugendlichen gesammelt.

Jugendliche fordern eine realistische Darstellung junger Menschen und mehr Jugendthemen in den Medien

Die überwiegende Meinung der Jugendlichen aus dem Workshop und der Onlinebeteiligungsrunde war, dass sich viele junge Menschen aktiv für die Gesellschaft einsetzen, sich engagieren und ehrenamtlich an Projekten mitwirken. Dieses Engagement werde jedoch nur selten gesehen und wertgeschätzt. Die Jugendlichen wissen, dass sich nicht immer alle jungen Menschen vorbildlich verhalten (so wie Erwachsene auch), aber sie beanstanden, dass dieses Verhalten dann pauschal auf die gesamte Altersgruppe projiziert werde. Das Problem bestünde also darin, dass Jugendliche nicht differenziert genug wahrgenommen werden. Transportierte Jugendbilder sollten aus Sicht der Jugendlichen vor allem eins sein: realistisch.

Neben einer realistischen Darstellung von Jugendlichen in den Medien wünschen sich Jugendliche, dass Medien ihre Themen stärker in der Berichterstattung aufgreifen. Diese Themen sollten mit den Herausforderungen und Bedürfnissen von Jugendlichen übereinstimmen: z. B. Bildungszugänge und -angebote, Leistungsanforderungen sowie der Übergang in die Berufswelt, Mobilität, Europa, Jugendarbeit und Kinderrechte .

Politik, Medien und Wissenschaft haben eine große Verantwortung: sie gestalten Jugendbilder mit

Jugendliche sind nicht nur in Parlamenten unterrepräsentiert, in Folge des demografischen Wandels machen sie in der gesamten Gesellschaft nur eine Minderheit aus. Ungefähr 13 Millionen Jugendliche und junge Erwachsene leben derzeit in Deutschland (Gesamtbevölkerung: 80,62 Millionen). Alte werden in wenigen Jahrzehnten den größten Teil der Gesellschaft bestimmen und entsprechend das Bild unserer gesellschaftlichen Vielfalt beeinflussen. Um Jugendliche und ihre Themen überhaupt noch wahrnehmen zu können, braucht es eine gezielte realistische Darstellung jugendlicher Lebenswelten. Auch deshalb kommt Politik, Medien und Wissenschaft eine große Verantwortung zu. Die von diesen Akteuren produzierten Jugendbilder beeinflussen die Wahrnehmung von Jugendlichen in der Öffentlichkeit und haben deutliche Auswirkungen auf jugendliche Lebenswelten.

Eine jugendgerechte Politik darf nicht auf „gefühlten Wirklichkeiten“ basieren

Die Ergebnisse der Expertisen, die die Koordinierungsstelle in Auftrag gegeben hat, zeigen, dass Jugendliche mit ihren Themen in Politik und Medien grundsätzlich unterrepräsentiert sind. Vor allem in der medialen Berichterstattung auf Bundesebene sind Jugendliche selten überhaupt Thema. Sie sind offensichtlich – im Vergleich zu anderen Themen – nicht interessant genug oder sie sind als Zielgruppe zu wenig relevant. Demzufolge ist es wenig verwunderlich, dass, so ein weiteres Ergebnis, Kommunalpolitikerinnen und -politiker in ihre politischen Entscheidungen häufig Annahmen über Jugendliche einbeziehen, die sie insbesondere aus persönlichen Zusammenhängen generieren. Jugendgerechtes Handeln politischer Entscheidungsträgerinnen und -träger darf allerdings nicht auf „gefühlten Wirklichkeiten“ basieren. Pauschalisierende Aussagen über Jugendliche sind zu vermeiden, stattdessen sollten Jugendliche in Diskurse über Jugend immer mit einbezogen werden: ob in der medialen Berichterstattung oder in politischen Entscheidungsprozessen. Die Gesellschaft sollte die Expertise von jungen Menschen nutzen und nicht nur über Jugendliche sondern auch mit ihnen reden.

Autorin: Nadine Paffhausen (Koordinierungsstelle "Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft")

Zum Interview mit Prof. Dr. Benno Hafeneger und Amanda Beser

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